Stromversorgungssicherheit in der Schweiz: verbesserte Ausgangslage vor dem nächsten Winter, Unsicherheiten bleiben

Bern, 30.04.2024 - Die Stromversorgungssicherheit war im vergangenen Winter aufgrund der milden Temperaturen sowie der hohen Stromproduktion im In- und Ausland gewährleistet. Aufgrund der ausserordentlich hohen Wasser- und Kernkraftproduktion war die Schweiz sogar Nettoexporteur. Die Winterreserve wurde daher nicht aktiviert. Vor allem aufgrund der gut gefüllten Gaslager in Europa sowie der erwarteten höheren Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke ist die Ausgangslage für den kommenden Winter grundsätzlich besser als in den beiden Vorjahren. Weiterhin aber bleiben Unsicherheiten im globalen Gasmarkt sowie bei den schweizerischen Importmöglichkeiten. Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom gibt daher keine vollständige Entwarnung, Massnahmen wie die Vorhaltung einer Winterreserve bleiben aus ihrer Sicht notwendig.

Beim Rückblick auf den vergangenen Winter zeigt sich der starke Einfluss der Witterung auf die Stromversorgungssicherheit: Milde Temperaturen reduzierten die Strom- und Gasnachfrage, während viel Niederschlag für eine rekordhohe Schweizer Wasserkraftproduktion aus Laufwasser und Speicherkraft sorgte. In Kombination führte die hohe Hydroproduktion bei gleichzeitig sehr guter Verfügbarkeit der schweizerischen Kernkraftwerke und reduziertem Stromverbrauch dazu, dass die Schweiz im vergangenen Winter sogar Nettoexporteur von Strom war. Die Versorgungslage der Nachbarländer blieb über den Winter ebenfalls unkritisch. Dazu trugen neben dem weiterhin reduzierten Strom- und Gasverbrauch die gute Verfügbarkeit von Gas, die höhere Stromproduktion französischer Kernkraftwerke sowie die Mehrproduktion von erneuerbaren Energien bei. Die für allfällige kritische Versorgungssituationen in der Schweiz vorgehaltene Wasserkraftreserve im Umfang von 400 GWh sowie die thermische Reserve von rund 460 MW mussten daher nicht eingesetzt werden.

Ausblick auf den Winter 2024/2025: gute Ausgangslage, anhaltende Unsicherheiten
Die Ausgangslage für den kommenden Winter 2024/2025 präsentiert sich aktuell grundsätzlich positiv, doch bleiben verschiedene Unsicherheiten. Da Gaskraftwerke für die Versorgungssicherheit in ganz Europa einen entscheidenden Einfluss haben, bleibt die Verfügbarkeit von Gas ein kritischer Faktor. Die aktuell ausserordentlich gut gefüllten Gasspeicher sowie die zusätzlichen Importmöglichkeiten für Flüssiggas in Europa reduzieren das Risiko einer Gasknappheit im kommenden Winter. Umgekehrt bleiben – auch im Kontext der geopolitischen Entwicklungen – weiterhin Unwägbarkeiten im globalen Gasmarkt. Positiv zur Stromversorgungssicherheit trägt die Erwartung einer deutlich höheren Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke bei, umgekehrt werden in Deutschland steuerbare Kohlekraftwerke abgeschaltet, was sich tendenziell negativ auf die schweizerischen Importmöglichkeiten auswirken wird. Im Inland ist aus aktueller Sicht für den kommenden Winter mit einer Produktion im üblichen Rahmen zu rechnen, allerdings sind Prognosen für die Wasserkraft zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr unsicher.
 
Obschon seit einigen Wochen die Preise für Gas und Strom nach oben tendieren, signalisieren sie aktuell keine eigentliche Knappheit oder drohende Versorgungsengpässe. Die Volatilität an den Märkten illustriert aber die weiterhin bestehenden Unsicherheiten. Auch wenn sich – im Vergleich zu den beiden Vorjahren – insgesamt eine verbesserte Ausgangssituation für den kommenden Winter abzeichnet, kann keine vollständige Entwarnung gegeben werden. Weiterhin sind aus Sicht der ElCom vorsorgliche Massnahmen in Form der Winterreserve angezeigt. Diese besteht aus der Wasserkraftreserve sowie den thermischen Reservekraftwerken und Notstromaggregaten. Aufgrund der im kommenden Winter erhöhten Verfügbarkeit der gepoolten Notstromaggregate sowie dem Ausbau der erneuerbaren Energien kann die Wasserkraftreserve voraussichtlich auf 300 GWh reduziert werden.
 
Ausblick mittlere Frist: Reserven weiterhin notwendig
Auch mit Blick auf die mittelfristige Stromversorgungssicherheit bis 2035 sieht die ElCom anhaltende Unsicherheiten und hält derzeit deshalb an ihren Empfehlungen vom Juli 2023 fest, bis 2030 bzw. 2035 eine dauerleistungsfähige Reservekapazität von 700-1’400 MW vorzuhalten. Die momentan bestehenden Unsicherheiten bezüglich Geschwindigkeit des Erneuerbaren-Ausbaus, der Nachfrageentwicklung, der Laufzeit der Kernkraftwerke sowie der Verfügbarkeit von Netzkapazitäten für den Stromaustausch mit den Nachbarländern bleiben hoch. Durch ein schrittweises Vorgehen bei der Reserve-Beschaffung kann sichergestellt werden, dass einer anhaltend veränderten Entwicklung Rechnung getragen werden kann. Die ElCom reevaluiert laufend die Entwicklungen und prüft Anpassungen bei der Analyse bzw. der Reserveempfehlung.

Die Studien sind auf der Webseite der ElCom (www.elcom.admin.ch) publiziert.

Über die ElCom
Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (ElCom) ist die unabhängige staatliche Aufsichtsbehörde im Elektrizitätsbereich. Sie überwacht die Einhaltung des Stromversorgungs- und Energiegesetzes, trifft die dazu nötigen Entscheide und erlässt Verfügungen.
Sie beaufsichtigt die Strompreise und entscheidet als richterliche Behörde bei Differenzen betreffend den Netzzugang. Sie überwacht zudem die Versorgungssicherheit im Strombereich und regelt Fragen zum internationalen Stromtransport und -handel. Schliesslich entscheidet die ElCom in Streitigkeiten zu Rückliefertarifen sowie zwischen Netzbetreiber und Eigenverbraucher. Die Kommissionsmitglieder werden vom Bundesrat gewählt. Sie sind von der Elektrizitätswirtschaft unabhängig.


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